To Build A Home
Kapitel 10
The Cinematic Orchestra läuft, To Build A Home, der Rest war wie ein Traum.
There is a house built of stone
Wooden floors, walls and window sills…
Tables and chairs worn by all of the dust…
This is a place where I don’t feel alone
This is a place where I feel at home…
Cause, I built a home
for you
for me
Until it disappeared
from me
from you
And now, it’s time to leave and turn to dust…
Out in the garden where we planted the seeds
There is a tree as old as me
Branches were sewn by the color of green
Ground had arose and passed it’s knees
By the cracks of the skin I climbed to the top
I climbed the tree to see the world
When the gusts came around to blow me down
I held on as tightly as you held onto me
I held on as tightly as you held onto me.…..
Cause, I built a home
for you
for me
Until it disappeared
from me
from you
And now, it’s time to leave and turn to dust …
Wir sitzen am Tisch in der Küche und starren ins Leere. Alles ist grau und tot. Der Himmel ist grau, die Bäume sind grau, das Licht ist grau. Absolute Ruhe. In der Trauer ist alles ganz leise, und man hat nur noch einen Wunsch – dass es aufhört. Doch es hört nicht auf.
Wir sitzen da, Minuten, Stunden, können es nicht fassen und wollen es nicht glauben.
Das ist nicht lustig. Nein, das ist nicht lustig. Und das ist auch nicht übertrieben. Denn man kann es gar nicht übertreiben. Ein Traum ist niemals übertrieben. Alle sagen, wir sind nicht ganz dicht, alle sagen, dass wir nie etwas finden werden, alle sagen, wir haben zu hohe Ansprüche, alle sagen, tun, wollen. Alle wollen uns helfen, dass wir aufpassen sollen, wir haben doch alles, dass wir uns das gut überlegen sollen, und dass wir uns nicht ins Unglück stürzen sollen, aber ist es Glück, ein Leben lang einem Traum hinterherzuträumen? Wenn man an etwas glaubt, dann kann man nicht anders, als alles menschenmögliche zu tun, um alles, und zwar jedes Detail dieses Traums, in die Wirklichkeit umzusetzen. Alle gucken Filme, wollen Regisseur werden oder sonstwas, das ist alles toll, aber das ist alles nur ein Film. Filme sind ganz toll, und Filme können auch etwas bewegen, ganz bestimmt auch mehr, als ein Haus, aber ich wollte niemals einen Traum sehen, ich wollte einen Traum leben. Ich wollte meinen Traum in meinem Leben, und das will ich immer noch, und das werde ich immer wollen. Alle sagen, wir finden schon etwas anderes, und ja, wir finden auch etwas anderes, aber nein!, diese eine Chance kommt nie wieder, und dieser einen Chance werden wir sehr lange hinterherweinen. Und nein, das ist nicht übertrieben, denn wir haben daran geglaubt, und das ist mehr, als ein Haus, das ist ein Traum, das ist sich sicher fühlen, dass man etwas hat, zum Aufbauen, zum dran glauben, zum Etwas-ganz-Großes-machen, das ist richtig, und jetzt ist es weg. Die Leute sagen, wir sind nicht ganz dicht. Aber das ist mir egal.
Es ist niemals übertrieben, alles zu geben, um seinen Traum zu leben.
Ich dachte schon, es war einmal,
Ein Märchen schön, das würde wahr.
Doch ward es nicht, das Märchen schön,
Ich hab ihm doch schon zugesehn.
Er hat irgendwas erzählt, ich weiß nicht mehr was es war, irgendwas mit das geht nicht mehr, ja, das wusste ich auch nicht, ja, das ist alles so kompliziert, ich bin ein einfacher Wasweißichwas, es ist aus und vorbei.
Tati und ich sitzen am Tisch und starren ins Leere. David und Johanna spielen im Wohnzimmer und sind laut. Sie lachen und schmeißen sich in die Kissen, und ich denke, ich wäre gerne auch wieder ein Kind und hätte keine Entscheidungen zu treffen. Das Leben läge vor mir, und alle Träume würden wahr. Kinderaugen sehen die Welt mit anderen Augen. Aber das stimmt nicht. Ich bin überzeugt, dass ich die Welt immer noch genauso sehe. Das hat nichts mit Kindern zu tun, das hat etwas damit zu tun, die Welt da draußen immer noch so toll zu finden, es immer noch unfassbar schön zu finden, mit dem Fahrrad im Sommerduft über die Felder zu fahren, den Elbstrand entlangzugehen und zu denken, scheiß auf die Südsee, das hier ist viel schöner, das hat etwas damit zu tun, zu merken, wie besonders das hier alles ist, was weiß ich.
Vorher war alles klar, der Einzug mit der Familie von Tati, wer, was, wohin, das Haus hier, das Land da, das hat sich alles gut angehört. Wir haben Konzepte erarbeitet, mit dem und jenem in der Bergedorfer Behörde abgestimmt – nach unserer Präsentation flogen wir, denke ich, mindestens zwei Stunden planlos um das Bergedorfer Schloss herum, bis wir es fassen konnten –, waren bei der Bank, die Finanzierung war auch schon klar, und wir hatten auch schon Käufer für unser jetziges Haus. Alles war klar, und wir träumten uns nur noch von Tag zu Tag.
David würde endlich seine Schafe bekommen, wir hätten einiges zu lernen, zu verstehen, zu begreifen, was das heißt, das ehrfurchtsvolle Haus, und das Rieck Haus und all das. Was es für eine Ehre ist, hier etwas aufbauen zu dürfen. Ein Museumsdorf für alt und jung, ein Ort, an dem die vierländer Kultur wieder zum Leben erweckt wird, ein Ort, an dem ständig etwas passiert, an dem Menschen zusammenkommen und miteinander Dinge erschaffen, die schöner sind als nur Träume.
Doch mit einem Anruf war alles vorbei.
Und wir mussten verstehen, dass wir keine – ach lassen wir das.
Wir telefonierten mit Menschen, besuchten sie, versuchten, es zu verstehen, um wieder anzuklopfen, sie vielleicht an einen Tisch zu bekommen, um darüber zu reden, was man nicht vielleicht doch noch machen könnte, selbst Heinz Werner – dafür werden wir ihm auf ewig dankbar sein – versuchte Himmel und Erde in Bewegung zu setzen, um noch etwas zu retten. Doch es hatte keinen Zweck.
„Du würdest auch lieber dein Haus einem Freund geben, als einem wild dahergelaufenen Fremden, oder?“, bekamen wir oft zu hören.
Wahrscheinlich.
Und jetzt sitzen wir da, am Küchentisch, und starren ins Leere.
Irgendwann stehe ich auf und schlage gegen die Wand. Ey, ganz ruhig. Doch ich bin nicht ruhig, ich bin sauer. Und das ist nicht lustig.
Tipps für uns?
Wenn ihr irgendwelche Tipps für uns habt, würden wir uns wirklich sehr freuen, wenn ihr uns anmailen würdet (über eine tolle “Belohnung” können wir dann auch reden ;) info@4lande.de
Foto oben: Marten Bornhöft.