Die Realität
Kapitel 13
Die Realität wollte mich nicht
Wie alles begann, wie alles endete
Hello, darkness, my old friend
I’ve come to talk with you again
Because a vision softly creeping
Left its seeds while I was sleeping
And the vision that was planted in my brain
Still remains
Within the sound of silence
The Sound Of Silence
Simon and Garfunkel
März 2014
Da standen wir nun also in der Zeitung. Auf der Titelseite. “Wiebke” sollte ein Ferienzimmer heißen, das wir machen wollten. Denn Frau Schwirten von der Bergedorfer Zeitung war es, die uns das ermöglichte. 2014, du liegst hoffnungsvoll vor uns.
Da stand nicht viel, da stand, was wir jedem sagen, was überall im Internet und vor allem in unseren Köpfen steht – wir suchen ein altes Bauernhaus, in dem wir einen kleinen Ort für dich und mich schaffen können.
Nach ein paar Anrufen betraten wir das erste Mal das Haus. Groß war es, alt und schön, an einem Deich, mit einer Längs- und Querdielenscheune. Bilder in unserem Kopf tauchten auf, Ideen und Ansätze, wie alles in die Realität umgesetzt werden könnte.
Ein halbes Jahr und 100te (in Worten “hunderte”) Stunden Arbeit neben der Arbeit später hatten wir alles, was wir brauchten: einen Käufer für unser jetziges Haus, ein Konzept, Dutzende Bestätigungen und Formulare vom Denkmalschutzamt, Angebote von Handwerkern und sonstigen Fachmännern, die Finanzierungsbestätigung schwarz auf weiß (in Worten “schriftlich”) von der Bank und vor allem das schöne Gefühl, bald mit seinem Lebenstraum richtig loslegen zu können.
28. August 2014
“Sehr geehrte Eheleute Timmann…”, eine E‑Mail erreicht uns.
Eine Absage.
Das Haus, für das wir über ein halbes Jahr alles gegeben haben, ist nicht mehr unser Traum.
Es ist unser Albtraum.
Gespalten und wieder zwei Millimeter versetzt zusammengeflickt, zerbrochen, die Scherben passen nicht mehr zusammen.
Komplett 2014 daran gesetzt, ein Haus für unseren Traum zu bekommen.
Als ALLES klar war, wurde es uns ALLES wieder genommen.
“Sehr geehrte Eheleute Timmann…”
Ich kann nicht mehr.
2015 wird alles besser.
Anders.
Scheiße vielleicht.
Ich weiß es nicht.
Ich habe gedacht, wenn man hart arbeitet, Mut hat, an sich glaubt und vielleicht nicht ganz hohl ist in der Birne, kann man alles erreichen.
Ich habe gedacht, mit einem Traum und einer Vision ist alles möglich.
Ich habe gedacht, vielleicht haben wie dieses eine Mal etwas Glück.
Das war falsch.
Ich habe geglaubt, wenn ich nur fest genug daran glaube, kann ich alles erreichen.
Das war alles falsch.
Am Ende zählt einfach nur Geld.
Hier und überall.
Telefonate:
“Da kann man doch nicht mit arbeiten!”
“…”
“Das ist doch alles noch gar nicht so weit!”
“…”
“Die Realität sieht trotzdem so aus.”
“…”
“Ja, tschüss.”
Menschen:
“Ja, aber ihr wollt einfach zu viel.”
Nein.
“Also ihr sucht immer noch ein Haus?”
Ja.
“Aber ihr müsst doch irgendwann mal umdenken.”
Wenn ich fort bin.
2015
2014 liegt hinter uns. Wir haben alles gehabt und wir haben alles verloren.
Tipps für uns?
Wenn ihr irgendwelche Tipps für uns habt, würden wir uns wirklich sehr freuen, wenn ihr uns anmailen würdet (über eine tolle “Belohnung” können wir dann auch reden ;) info@4lande.de